Laufende Ausstellung:


14 06 - 27 07 2025

Eröffnung: Freitag, 13. Juni 2025, 19 Uhr
Begrüßung: Werner Meyer

DAFNA MAIMON
“Some Phantoms”

Die finnische, in Berlin lebende Künstlerin Dafna Maimon erschafft in ihren Videoarbeiten rebellische emotionale Landschaften, die körperliche Symptome als vergessene Sprache erkunden. Ihre künstlerische Methodik bewegt sich zwischen dokumentarischer Praxis und fiktionaler Transformation und verdeutlicht dabei die porösen Grenzen zwischen persönlicher Erinnerung und kollektiver Erzählung.
Im Zentrum der Ausstellung im Kunstverein Wilhelmshöhe steht der Kurzfilm "Leaky Teeth" (2021), in dem die Protagonistin June eine modernistische Villa von Alvar Aalto bewohnt, während ihr hohler Weisheitszahn zur Heimat einer prähistorischen Gemeinschaft wird. In einer paradoxen Choreografie zwischen verfallender Architektur und organischer Höhle verhandelt der Film fundamentale Fragen zur Durchlässigkeit: Zeit, Raum und Materie durchdringen sich gegenseitig in einer unauflöslichen Verschränkung. Der Film erforscht körperliche Symptome als ignorierte Botschaften einer vergessenen Körperintelligenz.
"Orient Express" (2014) arbeitet mit einer ursprünglichen Werbung für das gleichnamige Restaurant aus dem Jahr 1986, in der Maimons ältere Schwester die Hauptrolle spielte, während die Künstlerin selbst und ihre Mutter als Statist:innen auftraten. Durch subtil verschobene Untertitel, die nur gelegentlich mit dem gesprochenen Wort korrespondieren, entstehen mehrschichtige Narrative, die Trauma, Wahrheit und Erinnerung aus unterschiedlichen Perspektiven – der des Kindes, finnischer Kund:innen und der erwachsenen Künstlerin – zerlegen und neu zusammenfügen. Das "Verlangen nach Kebab" wird zum Vehikel für komplexe Verhandlungen zwischen Herkunft, Integration und der Konstruktion kultureller Identität.
Als dritte Position erweitert der Kunstfilm "The She The Same" (2014) Dafna Maimons konzentrierte Schau um eine experimentelle Erkundung der Intimität. Die Arbeit verbindet die Erfahrung unseres "wahren Anderen" mit dem medizinischen Phänomen des Phantomschmerzes und entwickelt daraus eine poetische Neurologie zwischenmenschlicher Verbindungen. Wie ein amputiertes Glied, das weiterhin Schmerzen verursacht, bleibt die Abwesenheit des geliebten Menschen als körperliche Empfindung bestehen. Maimon erkundet das "verlorene Andere" innerhalb in interdiszipliärer Zusammenarbeit mit einem Neurowissenschaftler. Wie manifestiert sich die Wahrnehmung dieser konstruierten „Körperbilder" in der Realität und beeinflusst unsere Psyche auch nach dem physischen Verschwinden der anderen Person? Gleichzeitig entlarvt die Arbeit die romantische Vorstellung der “besseren Hälfte” als kapitalistisches Instrument. Die Idee der "wahren anderen Hälfte" wird zur Erzeugung von Begehren und Erwartung instrumentalisiert. Das filmische Werk verbindet neurowissenschaftliche Forschung mit mythologischen Narrativen und gesellschaftskritischer Analyse zu einer vielschichtigen Meditation über Liebe, Verlust und die ökonomischen Strukturen der Romantik.

Marie Sina Celestina David
“United Bubbles of Separation”

Marie Sina Celestina David entwickelt die Installation "United Bubbles of Separation" – sieben Interview-Hörstationen, die als intime Behausungen konzipiert sind. Durch Interviews mit Instagram-Akteur:innen erschließt die Künstlerin, was zwischen digitaler Selbstinszenierung und authentischen Lebenswelten liegt. Die Besuchenden tauchen in persönliche Narrative ein, die die Mechanismen sozialer Medien sichtbar machen. Dabei entstehen zarte Momente der Fragilität zwischen öffentlicher Persona und privater Verletzlichkeit. Zusätzlich präsentiert die zwischen Stuttgart und Berlin lebende Künstlerin großformatige Körpercollagen, inspiriert durch das Spiel Mixmax aus dem Jahr 1972, die für die Besuchenden zum partizipativen Element werden. David nutzt ihre künstlerischen Interventionen als Aktivierungsimpuls, um in die Ritzen des öffentlichen Lebens vorzudringen und den Sinn für gesellschaftliche Exklusionsmechanismen zu schärfen. In ihrer multidisziplinären Praxis – von Kollektiv-Projekten wie der „Matriarchalen Volksküche" und dem „Swanz-Kollektiv" bis zur (artpunk) Band „Zweilaster" – reflektiert sie Klassismus, patriarchale Machtstrukturen und emanzipatorische Potentiale. Mit performativen Strategien zwischen Humor und Konfrontation unterwandert David dominante Gesellschaftsstrukturen und erprobt neue Formen des gemeinschaftlichen Widerstands im öffentlichen Raum.

 

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